Montag, 24. Dezember 2018

Rezension: David Safier "28 Tage lang"




David Safier kennt man vor allem als Autor von lustigen und leichten Romanen wie "Jesus liebt mich" oder "Plötzlich Shakespeare". Mit dem Jugendroman "28 Tage lang" versucht er sich an den historisch schwierig zu übermittelten Themen; Das Warschauer Ghetto und der Holocaust.

Handlung:
Mira ist ein 16-jähriges Mädchen, das mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Hannah im Warschauer Ghetto lebt. Um dort zu überleben, schmuggelt sie Lebensmittel vom polnischen Teil Warschaus in das Ghetto. Sie ist das Oberhaupt und die Ernährerin ihrer Familie und kümmert sich liebevoll um ihre Schwester, die eine fantasievolle Geschichtenerzählerin ist. Mitte 1942 fängt die SS an das Warschauer Ghetto aufzulösen und die Juden in Konzentrationslager zu bringen. Hoffnung haben einzig die "Arbeitssklaven", die für die deutschen Unternehmen in Warschau arbeiten und eine Arbeitsbescheinigung haben. Da Mira und ihre Familie solch eine nicht haben, verstecken sie sich in ihrem Haus. Schlussendlich schliesst sich Mira der Jüdischen Kampforganisation (ZOB) an, deren Aufstand gegen die SS am 19. April 1943 startet und 28 Tage lang dauert. 

Kritik:
Safier ist es gut gelungen ein erdrückendes und beklemmendes geschichtliches Ereignis in einen Roman umzuschreiben. Dabei stellen sich die Personen immer wieder die Frage "Was für ein Mensch willst du sein?", was dazu führt, dass wir uns als Leser fragen "Was für ein Mensch wäre ich in dieser Situation?". Ein Kämpfer? Ein Aufgeber? Ebenfalls ein spannender Aspekt des Romans ist die Schuld. Ist es erlaubt bösen Menschen etwas Böses anzutun? Wann macht man sich schuldig? Fragen, auf die der Roman keine Antwort gibt, aber zum Überlegen und Diskutieren einlädt. Dabei ist der Roman vor allem für Jugendliche flüssig zu lesen mit seinen kurzen Sätzen und Kapiteln und der verständlichen Sprache. Mit dieser beschönigt Safier nichts, jedoch bleibt manches oberflächlich erzählt und/oder beschrieben. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Mira wirkt sympathisch aber auch sehr modern mit ihren Gedanken und Haltungen. Die Handlung, Führungsfiguren im Ghetto und bei der SS, sowie die Orte und Geschehnisse sind authentisch und wahrheitsgetreu wiedergegeben, die Hauptperson Mira und ihre Familie sind jedoch fiktiv. 

Empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren

Themen: Holocaust, Geschichte, Weltkrieg

Punkte: 4/5

Buchinformationen: David Safier, gebundene Ausgabe, 414 Seiten, Rowohlt oder Kindler Verlag

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